Der obligatorische Tarif für Video on Demand wurde genehmigt

Der Gemeinsame Tarif 14 ist die konkrete Umsetzung des neuen obligatorischen Vergütungsanspruchs, der zugunsten der Urheber/innen und Interpret/innen…

…von audiovisuellen Werken 2020 im Schweizer Urheberrechtsgesetz eingeführt wurde. Die SSA verwaltet diesen neuen Tarif in enger Zusammenarbeit mit und geschäftsführend für die drei anderen betroffenen Verwertungsgesellschaften, d.h. Suissimage, Swissperform und ProLitteris. Der Tarif wurde Ende November 2021 von der Eidgenössischen Schiedskommission genehmigt.

Die Verhandlungen wurden kurz nach dem Inkrafttreten des revidierten Bundesgesetzes über das Urheberrecht und verwandte Schutzrechte aufgenommen, das diesen neuen und unveräusserlichen Vergütungsanspruch vorsieht, der auch zwingend von den durch das Eidgenössische Institut für Geistiges Eigentum IGE) zugelassenen Verwertungsgesellschaften verwaltet werden muss. Entsprechend den gesetzlichen Vorgaben wurde mit den für die werknutzenden Unternehmen repräsentativen Verbänden verhandelt. Diese Organisationen vertraten sowohl Schweizer und internationale Plattformen als auch Kabelfernsehbetreiber, Fernsehanstalten, Institutionen zur Erhaltung von audiovisuellem Kulturgut und Museen. Denn «wer ein audiovisuelles Werk erlaubterweise so zugänglich macht, dass Personen von Orten und Zeiten ihrer Wahl Zugang dazu haben», muss nun den Urheber/innen und Interpret/innen dieser Werke eine Vergütung zahlen. Nach einem Jahr intensiver Verhandlungen kamen die Verwertungsgesellschaften und Nutzerverbände zu einer Einigung, die von der Eidgenössischen Schiedskommission geprüft und genehmigt wurde.

Der Tarif regelt zahlreiche Aspekte im Zusammenhang mit dieser Vergütung. Er deckt alle Formen von Video on Demand ab:

  • «Subscription Video on Demand» (SVOD), d.h. der Zugang zu einem Werkkatalog gegen Bezahlung eines Abonnements durch die Konsumentin/den Konsumenten;
  • «Advertising-based Video on Demand» (AVOD), d.h. ein für das Publikum kostenloses Angebot, das durch Werbung finanziert wird;
  • «Transactional video on demand» (TVOD) und «Electronic Sell Through» (EST), d.h. Zugriff auf ein bestimmtes Werk gegen einmalige Zahlung für ein zeitlich begrenztes oder unbegrenztes Visionieren;
  • «Free video on demand» (FVOD), d.h. werbefreie Angebote, auf welche das Publikum kostenlos zugreifen kann.

Die Vergütung wird in der Regel auf Basis der jedem Angebot eigenen Einnahmen berechnet. In gewissen Fällen ist sie an eine Mindestentschädigung gekoppelt. Für FVOD wurden Minutentarife oder jährliche Pauschalen vereinbart.

Der Tarif regelt alle Aspekte betreffend Berechnung, Rechnungsstellung, Nutzungsmeldung und Kontrolle. Er tritt per 1. Januar 2022 in Kraft und die SSA arbeitet gegenwärtig an der Umsetzung des Inkassos. Parallel dazu bereitet sie den Rahmen und die nötigen Ressourcen für die ersten Verteilungen vor, die voraussichtlich im Herbst 2023 stattfinden.

Es soll auch daran erinnert werden, dass dieser Vergütungsanspruch nicht für sämtliche audiovisuellen Werke gilt. Die Anwendung der obligatorischen Vergütung hängt nämlich davon ab, dass im Produktionsland des Werks ein analoges kollektives Verwaltungssystem existiert; sie ist somit nicht universell gültig. Zudem sieht das neue Gesetz zahlreiche Ausnahmen je nach Werkgenre vor: Urheberinnen und Urheber von Werbespots oder -filmen, oder von Firmenporträts kommen beispielsweise nicht in den Genuss der neuen Regelung. Urheber/innen von Musik verfügen über ein eigenes Verwaltungssystem ausserhalb des Gemeinsamen Tarifs 14.

Der Gemeinsame Tarif 14 ist auf der Website der SSA publiziert. Er gilt für 3 Jahre, mit einer Verlängerungsmöglichkeit unter bestimmten Bedingungen.